Auf ein Wort mit … Leonid Reisenbüchler. Der Senior Consultant von dataglobal über Archivierung mittels Jukeboxen, Papierstapel von Internetanbietern und den Wert des digitalen Arbeitens.
Herr Reisenbüchler, Sie sind mit Ihren 27 Jahren Erfahrung ein alter Hase der IT. Wie kamen Sie in die Branche?
Ich war ein Quereinsteiger. Eigentlich hatte ich einen elektrotechnischen Beruf, mich aber schon zu Zeiten von Commodore64 und Schneider CPC mit Computern beschäftigt. Als ich in die EDV wechseln wollte, reichte es schon aus, Computer korrekt buchstabieren zu können – die haben händeringend Leute gesucht. Ich bin dann im Service gelandet und habe zunächst Hardware repariert. Die Softwareabteilung der Firma bekam dann den Auftrag, für eine Zeitung ein digitales Archiv zu programmieren. Dort kam eine Jukebox zum Einsatz, mit magnetooptischen Speicherplatten. Das hat nicht funktioniert. Deshalb haben sie mich gerufen. So bin ich in der neuen DMS-Abteilung gelandet. Deren Aufgabe war es, Archivlösungen zu entwickeln.
Was sind Ihre Aufgaben bei dataglobal?
Meine Schwerpunkte im Consulting sind die SAP-Archivierung und unsere Produkte für Mail- und fürs File-Management, außerdem der Bereich Business Solutions, in dem es um maßgeschneiderte Lösungen für Kunden geht.
Das von Ihnen mit ins Leben gerufene Zeitungsarchiv ist ein greifbares Beispiel, wie das digitale Arbeiten den Alltag erleichtern kann, oder?
Ganz genau. Für die Zeitung ging es darum, nicht mehr in den alten Papierausgaben nach Artikeln und Informationen suchen zu müssen, sondern schnell und bequem am Computer. Das spart eine Menge Zeit und ist natürlich wesentlich komfortabler, als in den dunklen Keller zu gehen und im Papier zu wühlen. Vor allem ließen sich die Artikel so überhaupt erst online zur Verfügung stellen und per Volltextsuche sehr komfortabel durchsuchen.
Haben Sie das Gefühl, die Digitalisierung wird in Deutschland auch so gesehen: als Chance, das Leben einfacher zu machen? Oder überwiegen Ängste und Skepsis?
Wir haben einen unglaublichen Nachholbedarf. Das ist teilweise ein Mentalitätsproblem: Wir sind technologiefeindlich. Uns fehlt ein Stück weit die Lust auf Innovation. Dabei könnten wir unendlich viele Prozesse effektiver gestalten. Ich habe neulich meinen Internettarif gewechselt – nur den Tarif, nicht den Anbieter. Trotzdem habe ich im Rahmen der Umstellung zwölf mehrseitige Briefe geschickt bekommen. Der Papierstapel war so dick, dafür musste wahrscheinlich ein halber Baum sterben. Das ist nicht mehr zeitgemäß, das ließe sich digital viel schneller abwickeln. Das müssen wir konsequent ändern, sonst verlieren wir den Anschluss.
Wenn selbst ein Digitalunternehmen hinterherhinkt, wie wollen Sie dann beispielsweise einen Mittelständler aus dem produzierenden Gewerbe davon überzeugen, dass er digitaler werden muss?
Wir als Berater müssen sehr tief in die Arbeits- und Geschäftsabläufe der Kunden eintauchen. Wir müssen Lösungen finden, die praxisorientiert sind. Mein Leitsatz ist „Keep it simple“. Es geht darum, den Ausgangspunkt von Prozessen zu betrachten, dann zu verstehen, was das Ziel ist und schließlich alles dazwischen auf das Nötigste zu reduzieren und zu digitalisieren.
Welche Rolle spielt der Gesetzgeber beim Vorantreiben der Digitalisierung?
Die Politik steht in der Pflicht, klare Rahmenbedingungen zu schaffen. Leider scheint es den Verantwortlichen am Verständnis zu mangeln. Vielen Unternehmen ist nicht klar, was erlaubt ist und was nicht. Die Leitlinien fehlen, das ist schlicht verschlafen worden. Es ist ein fatales Signal, wenn die Behörden jetzt Ermittlungen in Bezug auf die DSGVO intensivieren, nachdem die Unternehmen vor langem begonnen haben, die Cloud-Angebote der Big Player aus den USA nutzen. Sie sitzen möglicherweise in einer Datenschutzfalle befürchten hohe Bußgelder.
Entsteht durch solche Erfahrungen ein Bild, dass die Digitalisierung mehr Probleme schafft als sie löst?
Ja, aber es ist falsch zu sagen: Das ist alles zu komplex, das lassen wir lieber sein. Ich habe in vielen Projekten gelernt, dass man nicht mit einer Ramme durch ein Unternehmen gehen und es komplett auf den Kopf stellen kann. Auf der Reise verliert man die Mitarbeiter. Aber die Zukunft der Welt und die Zukunft der Arbeitswelt sind digital. Es führt kein Weg daran vorbei zu digitalisieren – Schritt für Schritt.
Und wie hilft dataglobal dabei?
Indem wir die Unternehmen dabei unterstützen, einen Digital Workplace zu etablieren, der all die Daten und Arbeitsmittel zur Verfügung stellt, um die Mitarbeiter zu befähigen, von zu Hause aus oder von jedem Ort der Welt arbeiten zu können, ohne dass sie mehrere Leitz-Ordner mitnehmen müssen.
Was ist für Sie persönlich der größte Gewinn der Digitalisierung?
Dass ich kein Papier mehr wälzen muss, um schnell an wichtige Informationen zu kommen. Und dass mir mithilfe einfacher Suchterme ein vollständiges Wissen zur Verfügung steht. Als ich Kind war, hatten wir daheim ein Lexikon mit 25 Bänden stehen. Das war statisches Wissen, das hat man sich einmal angeschafft und über viele Jahre lang genutzt. Die Möglichkeiten, die wir heute haben, die konnte man sich damals nicht vorstellen.
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