Neue Gesprächsreihe: „Auf ein Wort“ … heute mit Wolfgang Munz. Der CEO und Gründer von dataglobal über seine Idee der Digitalisierung, revolutionäre Kühlschränke und seinen Antrieb.
Herr Munz, stehen bei Ihnen viele Aktenordner im Regal?
Oh ja, eine ganze Menge. Ich bin seit vielen Jahren selbstständig und habe alle kaufmännischen Ordner streng nach Aufbewahrungsvorschrift schön im Regal stehen. Ich hatte sogar schon mal zwei Container eines Logistikunternehmens gemietet, um Akten unterzubringen.
Ist es auch vorgekommen, dass Sie wichtige Dokumente gesucht und partout nicht gefunden haben?
Es gab lange Suchaktionen in den Schiffscontainern im Heilbronner Hafen, in denen die Akten lagerten. Dass wir ein Dokument gar nicht gefunden haben, ist glücklicherweise nicht passiert.
Sie sagen seit langem, wie wichtig es für Unternehmen ist, relevante Dokumente zu digitalisieren. Während des Corona-Lockdowns saßen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice. Der Betrieb musste trotzdem weiterlaufen. Das heißt: Jeder musste auf Daten zugreifen können, ohne im Büro zu sein. Fühlen Sie sich durch die neuen Begebenheiten in der Pandemie bestätigt?
Ja, die neue Realität durch Corona hat die Notwendigkeit beschleunigt, dezentrales Arbeiten zu ermöglichen. Meiner Ansicht nach ist das unumkehrbar. Auch wir haben unser eigenes System für unsere Organisation erweitert, zum Beispiel durch mobile Reisekostenabrechnung, automatisierte Rechnungseingangsverarbeitung, Vertragsmanagement und elektronische Personalakten. Unsere Entwicklung arbeitet schon lange so, dass sie von Hamburg und Rumänien aus gemeinsam ein Produkt voranbringen können. Jetzt betrifft das auch die ganze Buchhaltung, den ganzen Vertrieb. Die Informationen und Daten liegen in elektronischer Form parat und jeder, der die Zugriffsrechte besitzt, kann von überall darauf zugreifen, egal ob vom Laptop, vom Tablet oder vom Smartphone.
In Deutschland sprechen viele über Digitalisierung. Erklären, was sie eigentlich bedeutet, können die wenigsten – auch die Unternehmen nicht, die digitaler werden wollen, aber die Umsetzung scheuen, weil sie den Aufwand nicht einschätzen können. Ändert sich auch das gerade?
Das hoffe ich für die deutsche Wirtschaft, speziell für den deutschen Mittelstand. Weil digitalisierte Prozesse schneller, einfacher, exakter und sicherer sind. Wenn du elektronische Lieferscheine hast oder deine Reisekostenbelege mit dem Handy abfotografieren und weiterleiten kannst, läuft der ganze Prozess reibungsloser. Man muss aber respektieren, dass die Menschen unterschiedliche Wissensstände und Erfahrungsschätze haben. Auch diejenigen, die ihr Leben lang überwiegend mit Papier gearbeitet haben, muss man abholen.
Es scheint, als herrsche eine große Angst, dass die Digitalisierung den Wegfall vieler Arbeitsplätze nach sich ziehe. Verfechter halten dem entgegen, es ginge eher darum, Prozesse zu automatisieren und die Arbeit leichter zu machen.
Genau darum geht es. Die Angst ist völlig unbegründet. Wenn ich mir ansehe, was bei den Corona-Tests in Bayern für ein Chaos herrschte – mit handschriftlicher Erfassung der Daten und Übertragung per Fax an die Ämter, wo die Sacharbeiter die Hieroglyphen erst mal entziffern mussten – da muss man eher vor der analogen Welt Angst haben. In Asien funktioniert längst alles digital – bis hin zum kontaktlosen Bezahlen beim Bäcker und im Parkhaus oder der digitalen Corona-Gästeerfassung per App in der Gastronomie. Jetzt kann man das für Schnickschnack halten, aber es macht eben vieles einfacher und sicherer.
Einfach und sicher – ist das generell eine Leitlinie für Sie und die Produkte von dataglobal?
Das kann man so sagen. Jüngst haben wir das Patent für ein von uns entwickeltes Verfahren im Bereich digitale Signatur erhalten; Signatur und Freigabe mobil – und auch in diesem Fall gilt: Das Verfahren ist einfach und vor allem sicher. Damit werden wir Produkte entwickeln, die unseren Kunden ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
Sie fahren zweimal im Jahr zum Fasten an den Tegernsee. Dort nehmen Sie sich Zeit zu überlegen, was Sie in den folgenden Monaten angehen wollen. Was treibt Sie an?
Ich bin immer am Forschen, weil ich revolutionäre Ansätze verfolgen will. Dazu vielleicht ein ganz einfaches Beispiel, wie Technologiesprünge das Leben aller sehr viel bequemer gemacht haben: Früher haben die Menschen im Winter Eisblöcke aus Seen gesägt, um über den Sommer Lebensmittel kühlen zu können. Dann sind erst Fabriken entstanden, die Eis hergestellt haben und dann kam der erste Kühlschrank auf den Markt. Ich bin immer auf der Suche nach solchen Sprüngen, natürlich rund um unsere „Produkte“ nämlich Informationen, Daten und Geschäftsprozessen. In unserer Branche gab es Innovationssprünge in ähnlich gravierender Form. Vom klassischen Aktenordner hin zu mobil verfügbaren, recherchierbaren und teilbaren Informationen – das ist eine wahre Revolution. Wenn ich über neue Projekte nachdenke, treibt mich immer eines an: Ich möchte wertvoll sein für unsere Kunden.
Das Gespräch führte der Journalist und Autor Benjamin Schieler.
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